Was hat das mit Chor zu tun?!
von Sophie LeubnerDer kleine Drache Taktus hat verschlafen. Und dabei haben sich alle Chorlandianer*innen – Nixen, Hexen, Musen und Waldgeister – bei der Organisation des alljährlichen Chorlandia-Festivals so sehr auf ihn verlassen.
Drachen, Hexen, Chorlandianer… Klingt alles irgendwie ausgedacht? Mag sein, denn hierbei handelt es sich um die fantasievolle Rahmen-Story des re:mix-Spiels “Drachen, Menschen, Kinderrechte”. Doch zumindest eines ist nicht so weit hergeholt – “the struggle is real” – wie man so schön sagt: Taktus hat verpennt, ist seiner übertragenen Verantwortung nicht nachgekommen oder hat es mit anderen Worten gehörig vermasselt. Und das kennen wir doch durchaus alle aus dem echten Leben.
In diesem Spiel wird getan, was im wahren Leben tunlichst vermieden werden sollte: die Kinder müssen Verantwortung für das Versagen des kleinen Taktus übernehmen und sein Versäumnis ausbaden. Dies tun sie in vier Spielstationen, in denen sie in Kleingruppen alles dafür geben, das Chorlandia-Festival doch noch rechtzeitig zu retten. In der einen Station will ein Konzert mit allem drum und dran geplant werden. Gar nicht so einfach, wenn dann zu viert oder fünft etwa entschieden werden muss, welches Lieblingslied der ganze Chor einzustudieren hat! In der nächsten Station hat Drache Taktus ein Lied zerbrochen. Nun muss es schnell repariert werden, um es vorzeigbar singen zu können. Zuvor will Taktus von den Kindern – voller Selbstzweifel ob seiner Tollpatschigkeit – erst liebevoll getröstet werden, bevor er überhaupt wieder einen Ton herausbekommt.
In einer weiteren Station müssen wiederum Bereiche abseits der Bühnen sowohl gemütlich als auch zweckdienlich eingerichtet werden – woran man alles denken muss! Und in einer vierten Station braucht Taktus die Hilfe der Kinder, um auf den hindernisreichen Pfaden des Festival-Geländes an verschiedene Ziele zu gelangen. Seine kurzen Beine, die vielen Treppen und seine ausgeprägte Angst vor dunklen Tunneln machen es ihm nämlich nicht gerade leicht, den einfachsten und kürzesten Weg zu finden.
Zu dumm nur, dass Taktus zu allem Überfluss auch noch seinen Zettel verbummelt hat, auf dem steht, worauf er bei der Planung unbedingt zu achten hat.
Was die Kinder erst am Ende erfahren, sei hier schon an dieser Stelle verraten: Taktus Zettel beherbergt sieben wichtige Rechte der UN-Kinderrechtskonvention, deren Einhaltung bei der Planung des Chorlandia-Festivals unverzichtbar ist.
Nicht nur auf fiktiven Fantasy-Festivals, sondern überall dort wo es Kinder gibt, ist die Einhaltung und somit das Wissen um Kinderrechte unverzichtbar… Gleichheit – alle Kinder haben die gleichen Rechte und dürfen nicht benachteiligt werden. Spiel & Freizeit – Kinder haben das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein. Schutz der Würde und Privatsphäre – Kinder haben das Recht, dass ihr Privatleben und ihre Würde geachtet werden. Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung – behinderte Kinder haben das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können. Schutz vor Gewalt – Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung.
Kinderchöre sind nicht nur Orte des Singens und der musikalischen Bildung, sondern auch Gemeinschaften, in denen Werte und Rechte für ein demokratisches Miteinander immer eine Rolle spielen müssen. Und Kinderchöre sind Orte, an denen Kinder ihre Rechte kennen müssen, um sie von Erwachsenen einzufordern oder notfalls selbst für sie einstehen zu können. Diese Themen jedoch im Kontext “Chor” auf den Tisch zu bringen, in welchen der inhaltliche Fokus klar auf musikalischer Bildung und Interaktion liegt, ist gar nicht so einfach.
Mit “Drachen, Menschen, Kinderrechte” macht re:mix ein Angebot, den Dialog für diese wichtigen Themen im spezifischen Begegnungsraum “Kinderchor” zu öffnen. Die Zielgruppe des 45 bis 90-minütigen Workshop-Spiels sind Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren. Die intensive Begleitung des Chorleiters, der Chorleiterin oder einer anderen Vertrauensperson während der Spielzeit wird unbedingt empfohlen. Neben dem liebevollen Fantasy-Setting wecken besonders die Augmented-Reality-Spielelemente an den Tablet-Stationen das Interesse der Kinder. Bei der Idee haben erfahrene Musik- und Medien-Pädagog*innen, eine AR-Spezialistin sowie Mitglieder der Deutschen Chorjugend und des mediale pfade e. V. ihre Köpfe zusammengesteckt und über ein Jahr daran gearbeitet.
Ein reflektierter Umgang mit den eigenen Rechten, sowie denen anderer, steigert nicht nur das eigene Selbstbewusstsein, sondern stärkt auch die Gemeinschaft innerhalb des Chores und ist deshalb in jedem Falle einen kleinen Ausflug abseits der rein musikalischen Arbeit mit den Kindern wert.
Nicht nur Taktus wird es euch danken!
Mehr über das Spiel erfahren oder den Workshop für euren Kinderchor buchen könnt ihr hier:
www.virtuelle-chorwelten.de/drachen-menschen-kinderrechte