Formatentwicklung & Wissenschaftskommunikation für TikTok, Instagram und Co.
von Iliane Kiefer
Ein kostenloser DIY-Sprint für NGO’s
In unserem Projekt UlAT „Unlearning Antifeminism on TikTok“ wurde ein kompakter Format-Sprint entwickelt. Diesen stellen wir als Open Educational Resource zur Verfügung. In 3–4 Stunden könnt ihr damit zielgruppen- und plattformspezifisch sowie wissenschaftsbasiert eigene Formate für digitale Plattformen entwickeln: strukturiert, partizipativ und mit eurem Team als Ressource.
Für wen ist der Sprint geeignet?
- Bildungsträger mit Social-Media-Formaten
- NGOs und Vereine in der politischen Bildung
- Wissenschaftsinstitutionen für plattformspezifische Kommunikation
- Kleine Teams ohne Budget für Agenturen
Vorkenntnisse: Keine – nur Neugier und Offenheit!
Wie ist dieser Sprint entstanden?
Der Sprint ist bei UlAT „Unlearning Antifeminism on TikTok“ entstanden, einem Kooperationsprojekt der Uni Köln und mediale pfade. Wir entwickeln dort einen TikTok-Kanal, der das Ziel hat, Jugendliche und junge Erwachsene zu einem kritischeren Verständnis und selbstbestimmten Umgang mit antifeministischen Inhalten zu befähigen. Gleichzeitig soll der Kanal fundiert und relatable sein. Im Planungsprozess wurde klar: Um wissenschaftsbasierte Inhalte für Social Media zu entwickeln, braucht es einen strukturierten Formatentwicklungsprozess. Also haben wir einen entwickelt und ihn nun als OER (Open Educational Resource) aufbereitet, damit andere Teams davon profitieren können.
„Warum braucht es eine Formatentwicklung? Wir wissen doch schon, was wir wollen!“
Oft denken wir schon zu wissen, wer die Zielgruppe ist und was sie braucht. Wir haben Creator*innen im Kopf und möchten, dass etwas genauso wird. Doch „gut gemeint ist nicht immer gut gemacht“ – und das, was uns selbst gefällt, ist nicht automatisch relevant für die Zielgruppe.
Ein weiterer Aspekt: „One Size doesn’t fit all“. Formate müssen die plattformspezifischen Logiken, Codes und Ästhetiken berücksichtigen, um zu funktionieren. Dafür braucht es Raum, um Annahmen zu hinterfragen und offen für neue Ergebnisse zu sein. Dieser frei verfügbare Format-Sprint soll genau diesen Raum bieten.
Was macht diesen Sprint besonders?
Der Format-Sprint nutzt den NaWik-Pfeil* vom Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation als konzeptionelle Grundlage. Der NaWik-Pfeil fasst die zentralen Dimensionen guter Wissenschaftskommunikation zusammen: Thema, Zielgruppe, Ziel, Medium und Stil. Diese sind so verzahnt, dass wenn ein Element fehlt, alles auseinanderfällt.
Wie haben wir gearbeitet?
Wir haben die Prinzipien des NaWik-Pfeils in einen konkreten, partizipativen Team-Workshop übersetzt:
- Kollaborative Methoden: Die Dimensionen des NaWik-Pfeils werden durch konkrete Workshop-Werkzeuge erarbeitet – Personas & Empathy Maps für die Zielgruppe, Referenzanalyse für das Medium, strukturierte Fragenkataloge für den Stil, Mind-Mapping für Themen und WOOP für realistische Ziele mit Hindernisplanung
- Social-Media-Fokus: Speziell auf die Logiken, Codes und Ästhetiken digitaler Plattformen wie TikTok und Instagram zugeschnitten
- Partizipativer Team-Prozess: Mit Rollen, Abstimmungsmomenten und gemeinsamen Entscheidungen
- Vom Konkreten zum Abstrakten: Eine bewusste Verzahnung von Personas, Plattform-Verständnis, Stil und co. Ähnlich der Wirkungstreppe von Phineo wollen wir Ziele formulieren, die nicht an der Lebensrealität der Zielgruppen vorbeigehen, sondern Ziele, die ihre volle Wirkung entfalten können.
- Ready-to-use: Ein fertiges Mural-Template zum direkten Durchführen.
- Kompakt & Open: 3–4 Stunden statt mehrtägiger Workshops, als OER frei nutzbar
Der Sprint im Überblick
Workshop-Dauer: 3–4 Stunden (je nach Teamgröße)
Vorbereitung: ca. 3–4 Stunden (Beispiele recherchieren, Mural kopieren und anpassen)
Workshopablauf:
- Wissenschaftskommunikation verstehen: Mini-Input zum NaWik-Pfeil*
- Zielgruppe verstehen: Personas & Empathy Maps entwickeln
- Plattform analysieren: Referenz-Videos schauen und diskutieren
- Stil definieren: Ton, Haltung, Ästhetik klären
- Themen eingrenzen: Mind-Mapping mit Priorisierung
- Ziele setzen: Vision, Mission und Format-Ziele mit WOOP
Was am Ende steht:
Im besten Fall habt ihr Entscheidungen getroffen und Prioritäten herausgearbeitet, um daraus ein Style Sheet zu erstellen. Darin ist alles gebündelt und dokumentiert, von Zielgruppe über Medium, Stil, Thema bis hin zum Ziel. Es dient als Orientierung und Qualitätssicherung für alle zukünftigen Formate.
Reality Check: Im besten Fall, wisst ihr danach, wohin die Reise mit eurem Format hingehen soll und habt alles um zu starten. Die Praxis zeigt aber, dass oft noch 1-2 weitere “Spezial-Sprints” notwendig sind, um beispielsweise vertiefende Fragen zum Stil oder zum Thema zu klären.
Downloaden & Loslegen
Der komplette Workshop steht als interaktives Mural-Template zur Verfügung, mit allen Vorlagen, Impulsfragen und Methoden zum direkten Durchführen.
WICHTIG: Du brauchst einen Mural Account, den gibt es auch umsonst. In dem kostenlosen Mural-Plan, könnt ihr nur max. zu zweit im Mural arbeiten und max. 3 Murals besitzen.
Das Mural-Template
BALD: Hier gibt es bald den Workshop als PDF-Download.
Tipps aus der Praxis
- Vorbereitung ist alles: Gute Beispiele recherchieren, Material bereitstellen
- Zeit einhalten: Sonst wird’s zu lang
- Entscheidungen treffen: Mit Sternen/Punkten priorisieren statt endlos diskutieren
Style Sheet nutzen: Erste Format-Ideen direkt daran testen und bei Bedarf anpassen
Lizenz & Credits
Format-Sprint: Wissenschaftskommunikation für Social Media
von Iliane Kiefer, 2025
Das dieser Veröffentlichung zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln der Volkswagenstiftung gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor*innen.
Das Material ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz (CC BY-NC-SA 4.0) by Universität zu Köln / mediale pfade e.V.
Vollständige Lizenzbedingungen:
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/deed.de
Das bedeutet: Das Werk darf für nicht-kommerzielle Zwecke verbreitet und verändert werden, sofern die Urheber wie oben beschrieben genannt werden und Bearbeitungen ebenfalls unter CC BY-NC-SA 4.0 geteilt werden.
Unbedingt zu beachten: Von der CC-Lizenz ausgenommene Materialien (wie der NaWik-Pfeil) sind in diesem Blogbeitrag durch entsprechende Hinweise gekennzeichnet.
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*Der NaWik-Pfeil ist eine geschützte Wort- und Bildmarke des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik). Er basiert auf einer Weiterentwicklung zu C. Könneker: Wissenschaft kommunizieren. Wiley 2012, Kapitel 2 und 3. Weitere Informationen: www.nawik.de