Geocaching-Camp 2010 Bericht
von Daniel SeitzFreitag, 11. Juni 2010
Gegen 18 Uhr reisen die ca. 70 Teilnehmer des 2. Geocaching-Camps von Jugend Online und Mediale Pfade in Herzogsägmühle an. Nichts ahnend, was ihnen heute Nacht noch bevor steht. Seit Wochen geht die Kunde vom WM-ORAKEL um, das angeblich seit 54 alle Weltmeister vorraus sagt. Es kündigte bereits an, zum heutigen WM-Start in den Wäldern des Pfaffenwinkels unterwegs zu sein. Mysteriös meinen die Teilnehmer, mehrere Anfragen gehen bei den Veranstaltern ein, was es denn damit auf sich habe. Das wmorakelwatchblog wird entdeckt, verstärkt aber lediglich die Verwirrung.
Nach dem Essen gibt es eine kurze Einführung ins Programm und Übersicht über die nächsten Tage. Danach kann Fußball geschaut werden – leider aufgrund technischer Schwierigkeiten erst zur zweiten Halbzeit, doch die Teilnehmer sind geduldig. Eine Teilnehmerin des Camps wird vermisst, die Suche im und ums Camp bleibt erfolglos. Die formierten Gruppen fürs Nacht-Cachen werden spontan umgewidmet zu Suchtrupps, so das in 6 Gruppen nach Katha gesucht werden kann. Die Hoffnung, sie wieder zu finden steigt. Im 10 Minuten-Takt starten die Gruppe, bestückt mit einer kleinen Taschenlampe und einem UV-Licht. Einen Hinweis auf den letzten Aufenthaltsort hatte Katha hinterlassen, die Teilnehmer geben Koordinaten in ihre Geräte und versuchen den Rätseln dieses Abends auf die Spur zu kommen. Es ist mittlerweile bald 23 Uhr. Nach dem Lösen von 2 Aufgaben, der eine Hinweis konnte nur mit UV-Licht entschlüsselt werden, der andere war in einem Teich an einer (Plastik-)Ente zu finden, wurde Katha endlich wieder gefunden. Doch den Tränen nahe berichtete sie den Teilnehmern, kein Gesicht mehr zu haben: Beim Versuch, das WM-ORAKEL zu fotografieren klaute dieses ihr Gesicht – zumindest auf ihren Fotos.
Der angekündigte Nightmare-Cache zeigte langsam, das Name auch Programm ist. Den ersten Teilnehmern wurde schon mulmig. Dennoch ließen sie sich mutig darauf ein, Katha ihr Gesicht zurück zu bringen – sie mussten das WM-ORAKEL finden. Mit der Koordinate des letzten Sichtungsortes zogen sie weiter durch das nächtliche Abenteuer. „Komisch, hier ist doch gar nichts“ schallte es durch die Nacht. Zwischen zwei Fischweihern suchten die Gruppen alles lauthals ab – bis ein (scheinbar) unbeteiligter Fischer zum schreien anfing und gar nicht begeistert über die plötzliche Störung war. „Hier muss etwas sein, das ist Teil eines Spiels“ entgegneten die Jugendlichen – „spielen könnt ihr woanders, was wollt ihr denn?“ entgegnete der Fischer, immer noch sehr zurückweisend. Bis sie feststellten, dass sie das selbe Ziel haben. Nacht für Nacht hängt der „Fischer“ nämlich in den Wäldern um Peiting rum, seit Jahrzenten, immer mit demselben Ziel: Das WM-ORAKEL zu treffen. Er ist der WM-ORAKEL-Watchblogger, wie schon zuvor sein Vater. Sein Leben gewidmet, mehr über dieses Mysterium heraus zu finden. Zu fotografieren. Am liebsten sogar zu sprechen. Doch leider scheitert er an einer Stelle. Er zückt sein altes Handy, mit dem er die Hinweise des WM-ORAKELs nicht entschlüsseln kann. „Irgendwas mit bluutuus“ murmelt er vor sich hin. Er habe die Stelle markiert, nur Taschenlampe anschalten, schon findet man dort hin.  Die Spieler wissen Bescheid – nun mit großer Maglite ausgestattet, folgen sie durch tiefen Wald einer Reflektorstrecke bis zu besagtem Ort. Bluetooth eingeschaltet, schon bimmelt das Handy „Wollen Sie die Datei von WM-ORAKEL empfangen?“ schallt es mitten aus dem Wald. „Klar wollen wir“ sind sich die Teilnehmer einig:
[audio:https://medialepfade.de/wp-content/uploads/2010/06/dieStimme.mp3|titles=dieStimme]Huuuh, das hätte sich manch einer gerne erspart – wir haben es mittlerweile nach Mitternacht, die Existenz einer Geisterstunde wirkte schonmal unrealistischer. Doch in der Gruppe läßt sich so manches meistern. Also weiter den besagten Lichtern folgen. Bis der Weg durchschnitten wird von grünem Licht, die noch tiefer in den Wald zeigen. Jetzt heißt es auch noch Wege verlassen. Der Anreiz, dem schönen Licht zu folgen ist jedoch zu groß. Wird hier schon das WM-ORAKEL warten? Erstmal wartet ein Glitzerwald, durchzogen von hunderten grüner Pünktchen. „Wie in Avatar“ war nicht nur einmal die Assoziation. Dann hieß es für alle außer der ersten angekommenen Gruppe erstmal warten. Ein Filmteam hatte hier noch eine Materialbrücke aufgebaut um in eine tiefe Schlucht vorzudringen, wo das WM-ORAKEL wohl weiterzog. Ein langer Stau entstand, manchen zu lange, so dass sie abkürzten bzw. manche auch abgebrochen haben. Doch viele resümierten, dass das warten zwar nervig war, doch dennoch sich lohnte. So konnte auch hier wieder die Gruppe, die zum Teil bis zu 40 Menschen anwuchs, stark unterstützend wirken. Nicht nur Julia konnte sich trotz starker Höhenangst überwinden, den Sprung in die vermutete Tiefe – denn was tatsächlich vor ihr lag konnte sie dank der Dunkelheit nur ahnen – zu wagen.
Glückstränenüberströmt erreichte sie unter tosendem Applaus glücklich das Ende des Flying Fox. Und wurde dabei auch noch von der selbstauslösenden Fotostation festgehalten. Aufgeputscht von der gemeisterten Herausforderung konnte das letzte Stück des Weges angegangen werden. Dieses zog sich dank Dunkelheit und höherem Wasserstand des Latterbachs deutlich länger als geplant. Dieses letzte große Abenteuer des Abends sprengte die ein oder andere Gruppe fast, so berichteten die zum Teil begleitenden Pädagogen. Doch auch für „Erwachsenen“-Gruppen war diese letzte Herausforderung bei extremer Dunkelheit und nicht zwingend bester Ausrüstung nicht die glücklichste Erfahrung des Camps. Schlußendlich trafen dann aber alle Gruppen auf das ersehnte WM-ORAKEL, das den glücklichen Spielern das diesjährige WM-Ergebnis verkündete.
Am Camp angekommen, konnten alle erfreut feststellen, dass es ihnen gelang, Kathas Gesicht zurück zu erobern. Bei Lagerfeuer oder meist direktem Weg ins Zelt endete diese Nacht sehr spät – um positives Fazit ziehen zu können, sollte für manch eine(n) noch ein ganzer Tag vergehen :-)
Samstag, 12. Juni 2010
Nach einer kurzen Nacht und einer Einführung durch die Welt der Barcamps stellten 11 Personen ihre Workshops vor. Nach einer kurzen Planungsrunde konnten diese in 9 Workshops gefasst werden, jeweils 3 parallel in 3 Sessions a 1,5 Stunden.
Zum Start gab es einen Workshop „Geocaching für Anfänger“ von 2 Jugendlichen, die in einem Rundgang durch Herzogsägmühle in die Welt der Caches und verschiedene Cache-Ideen einführten. Caroline Brandl vom Mixtvision-Verlag beschäftigte sich mit einer (vorwiegend Multiplikatoren-)Runde mit Geocaching als Bildungstool und vor allem mit der Verlagssicht auf Bildungsinhalte und -vermarktungswege. Kooperationen mit Bildungsträgern waren hier ebenfalls Thema. Christian Seitz von Mediale Pfade bot einen Workshop zu „Mobile Melting“ an – ein Online-Editor für mobile, gps-basierte Bildungsrouten. Nach dem Mittagessen gab es dann Action mit GPS-Mission, ebenfalls einem Online-Editor für mobile Spiele und Lernthemen, das von Ulrich Tausend von der Freizeitstätte Kiste und später nochmals aufgrund des hohen Interesses von Marike vorgestellt wurde. Daniel Seitz (Mediale Pfade) stellte Möglichkeiten vor, Geocaching und mobile Spiele für pädagogische sowie Bildungsangebote nutzbar zu machen und zu konzipieren. Ebenso wurde der Herzogsägmühler „Paed-Cache“ besichtigt, eine Spielumgebung, die Bildungsangebote vereinfacht und unterstützt. Doreen Mewes (Medienkulturzentrum Dresden) und Jürgen Ertelt (Jugend Online) führten zu den Themen Citytracks – Multimedia-Spiele im urbanen Raum und QR-Codes in der Jugend-/Bildungsarbeit ein.
Großen Zulauf fand auch der von der Uni Bonn entwickelte und unterstützte Workshop von Sebastian Höpcker zu „Mr. X“. Das Spiel ist eine „Echt-Welt“-Adaption von dem Brettspiel-Klassiker „Scotland Yard“ und brachte zahlreiche Spieler zum schwitzen.
Nach einem gemütlichen Abendessen am Lagerfeuer und Fußball-WM live trafen dann noch einmal alle zur 120-Minuten-Party zusammen, die DJ Maxikosi zusammen mit VJ Wick-O und VJ-D souverän anfeuerten. Unterbrochen wurde die Party durch eine Tombola. Unsere Glücksfeen Linda und Julia brachten dabei 5 Premium-Accounts von Stepmap, 5 „Cache“-Bücher von mixtvision und 3 neue, speziell fürs Geocachen optimierte GPS-Geräte von Magellan unter die Feiernden.
Die Résumés im einzelnen aus Sicht der Workshopleiter:
Carolin Brandl/mixtvision Verlag
Die Umsetzung des Trendthemas Geocaching als Kinderbuch
Im Oktober 2009 brachte der mixtvision Verlag das erste deutschsprachige
Kinderbuch zum Thema Geocaching heraus (Cache! Wir finden ihn! von Manuel
Andrack). Inhalt des Workshops waren die Grundlagen für diese Buchidee
(veränderte Mediennutzung von Kindern anhand der KIM-Studie 2008) sowie die
Entwicklung und Umsetzung bis hin zum fertigen Buch und zur Homepage
www.2-mit-grips-und-gps.de. Im Anschluss diskutierten wir, für wen ein
solches Buch interessant sein könnte und wie Kinder motiviert werden können.
Michael Lohr/Medienkulturzentrum Dresden
Der Workshop „OpenStreetmap-Karten auf Garmin-Geräten“ war ausgelegt als Angebot für Fortgeschrittene, was zur Folge hatte, dass bei vielen der Teilnehmer nach einer Viertelstunde die Konzentration nachließ, weil sie den Faden verloren hatten. Alle die, die dem Workshop bis zu Ende gefolgt sind, waren aber ziemlich interessiert und wollen sich weiter mit der materie befassen.
Ulrich Tausend/Freizeitstätte Kiste
Selbst eine digitale Schnitzeljagd erstellen und Spielen und das mit dem sexy iPhone? Aufgrund des großen Interesses wurde der Workshop „GPS Mission“ gleich zwei mal durchgeführt. Motiviert durchstreiften die Jugendlichen und Erwachsenen Medienbegeisterten die Umgebung und suchten dabei Checkpoints, lösten Rätsel und machten ein Fotos eines Teilnehmers im Handstand. Natürlich ohne die Privatsphäre dieses „Geheimagenten“ zu kompromittieren. Anschließend ging es zurück in den Computer Raum um selbst kreativ zu werden.
Daniel Seitz/Mediale Pfade
Eine sehr interessierte kleine Runde von vorwiegend Multiplikatoren aus der Jugendarbeit bekam Informationen zum in Herzogsägmühle umgesetzten Projekt „Paed-Cache“. Im Vordergrund stand die pädagogische Nutzung und Nutzung als Bildungstool, ausserdem machten wir uns Gedanken zur Übertragbarkeit auf andere Orte. Zum Abschluß schauten wir uns noch beispielhaft versteckte Caches an.
Sonntag, 13. Juni 2010
Nach (für manch einen) erneut kurze Nacht war es in den Morgenstunden schon deutlich leiser auf dem Campgelände. Nicht vollständig, aber hochmotiviert trafen sich alle beteiligten Einrichtungen und Institutionen um (gemeinsame) Folgeveranstaltungen zu planen und Ergebnisse und Erkenntnisse des Geocaching-Camps zusammen zu tragen. Die Partner waren sich einig, im Zeitraum Juli und August Folgeveranstaltungen zu realisieren und dort auch neu kennen gelernte Ansätze wie z.B. QR-Codes mit einzusetzen. Die Veranstaltungen werden gemeinsam über die Plattformen geocaching.netzcheckers.de, www.jugendonline.eu sowie die Webseiten der Partner beworben. Für 2011 besteht der große Wunsch, wieder zentrale Veranstaltungen zu den Themen Geocaching, mobiles Spielen und mobiles Lernen durchzuführen und Angebote für Veranstaltungsorte gibt es auch schon. Fortsetzungen sind geplant und werden an dieser Stelle angekündigt.