Praxischeck Bewegtbildung – Wie kann politische und Medienbildung mit Webvideo gelingen
von Daniel SeitzIn „Praxischeck BEWEGTBILDUNG“ besucht Fynn Kröger Webvideocreator*innen und Expert*innen und fragt, wie gute Webvideos und politische Bildung gelingen können. Entstanden ist eine Webvideoreihe, die der medienpädagogischen Arbeit viel Impulse geben kann.
„Wir sind uns bei jedem Video bewusst, warum wir das hochladen und was wir damit aussagen wollen.” Das sagt Toya von den Datteltätern, als Fynn Kröger sie fragt, wie wichtig es für sie ist, in ihren Webvideos Haltung zu zeigen. “Haltung bedeutet das, wofür man einsteht. Das machen wir seit Tag eins, das ist unser Anspruch“, bestätigt Fiete Alexander.
Die Datteltäter waren einer von sechs YouTube- oder Instagramkanälen, die Fynn Kröger besucht hat, um mit den Macherinnen und Machern darüber zu sprechen, was gute Webvideos im Bildungskontext auszeichnet. Dabeierzählen unter anderem Maria Povov von „Auf Klo“, Joseph DeChangeman oder die Frauen von „Mädelsabende“, wie und ob Begriffe wie Zielgruppenorientierung, Haltung, Interaktion oder Themenwahl eine Rolle im Produktionsalltag von Social-Media-Creatorn spielen.
In einer dieser Folgen spricht Tomatolix über Lernziele und Anschlussfähigkeit, beim Community Sender Alex Berlin geht es um Partizipation. In den Gesprächen wird deutlich, dass es viele Gemeinsamkeiten, aber eben auch Unterschiede zwischen Bildungs- und Webvideopraxis gibt. Fachkommentare aus der Wissenschaft, Pädagogik oder der Webvideobranche ergänzen die Perspektive der Creator*innen.
„Unsere Videos sind voll politisch“, davon ist Maria, Redaktionsleiterin vom Funk-Format „Auf Klo“ überzeugt. „Wenn wir ‘ne Sendung mit einer muslimischen Drag-Queen machen, dann ist die als Persona auf der Bühne ‘ne total glamorous Lady, als Typ ist er dann Jakob und als muslimischer Mann in der Familie unterwegs… und auch wenn das total alltagsnah ist, ist das ja voll politisch. Auch wenn man dem nicht den Politik- oder Feminismusstempel aufdrückt, reden wir ja darüber.“
Das Netzwerk Bewegtbildung, welches Akteur*innen aus den Bereichen Wissenschaft, politische Bildung, Medienpädagogik und Social Web zusammenbringt, begleitet das Medium Webvideo in politischer Bildung seit fünf Jahren kritisch, diskutiert Potenziale, aber auch Herausforderungen. Der Webvideoreihe zu Grunde liegen die Kriterien für gelingende Bewegtbildung, ein kollaborativ entwickelter Katalog von insgesamt neun verschiedenen Kriterien, die die spezifischen und teilweise einzigartigen Aspekte des Mediums definieren und zueinander in Beziehung setzen. Die Kriterien werden ergänzt durch Praxischecks, die bei der Konzeption und Umsetzung von Webvideoprojekten Hilfestellung leisten sollen.
Die Kriterien für gelingende Bewegtbildung, die Praxischecks und die Webvideoreihe „Praxischeck Bewegtbildung“ sind auf der aktualisierten Website bewegtbildung.net veröffentlicht. Angereichert werden die Themen durch weitere Beiträge aus der 2019 veröffentlichten Publikation „Bewegtbildung denken“, sowie weiteren Blogartikeln und Diskussionsbeiträgen. Die Videomitschnitte und Dokumentation der Fachtagungen „Bewegtbildung“, welche jeweils 2016 und 2018 den aktuellen Stand der Forschung zusammenfassen, sind ebenso auf der Website zu finden wie weitere Informationen zur Arbeit des Netzwerks.
Das Netzwerk Bewegtbildung wurde als Kooperationsprojekt 2015 gemeinsam von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und mediale pfade gegründet, und arbeitete in dieser Zusammensetzung bis August 2020.
Dieser Artikel wurde erstmals im Medienpädagogik Praxisblog von Katrin Hünemörder und Daniel Seitz veröffentlicht.