Open Educational Resources zur Prävention von Online-Radikalisierung
von Fidel BartholdyDas Projekt AntiAnti befasst sich seit 2018 an der Schnittstelle von politischer Bildung und Medienbildung mit Primärprävention zu Online-Radikalisierung in den Bereichen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Islamismus. Das Ziel der Projektarbeit ist es, Jugendliche in Workshops bereits vor dem Kontakt mit Radikalisierungsangeboten in die Lage zu versetzen, entsprechende Inhalte zu erkennen und einzuordnen. Die Bedeutung dieser Bildungsarbeit steht auch angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen weiterhin außer Frage. Umso wichtiger ist es, dass zivilgesellschaftliche Akteur*innen gemeinsam pädagogische Ansätze zum Themenfeld entwickeln, proben und verbreiten. Diesem Ziel soll die Veröffentlichung von Methoden als Open Educational Resources (OER) dienen.
Open Educational Resources sind Bildungsmaterialien jeglicher Art, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Dies ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Dritte. Im Kontext dieser Materialien ist besonders wichtig, dass ein offener Austausch über methodische und inhaltliche Aspekte angeregt wird, der nicht durch proprietäre Schranken begrenzt ist. Weitere Informationen zur Nutzung sind im How To auf der Projektwebseite zu finden.
Die auf der Projektwebseite veröffentlichten Materialien sollen Bildner*innen und Lehrkräften in außerschulischen und schulischen Kontexten dabei helfen, pädagogische Zugänge zu Online-Radikalisierung und benachbarten Themenfeldern wie etwa Mechanismen sozialer Medien, Diskriminierung, Verschwörungsmythen und Falschmeldungen zu gestalten und durch neue Ideen zu ergänzen. So können die angebotenen Methoden entweder übernommen und eigenständig durchgeführt oder in eigene Konzepte integriert werden.
Um die Materialien, die über dreieinhalb Projektjahre entstanden sind, auch für Dritte nutzbar zu machen, wurden ausgewählte Methoden in niedrigschwellige und frei verwendbare Formate überführt. Die Auswahl der Methoden erfolgte nach inhaltlicher Relevanz und orientiert sich auch daran, welche Themen von Jugendlichen und Pädagog*innen besonders oft angefragt wurden. Bei der Aufarbeitung der Materialien stand im Zentrum, Hintergrundinformationen mitzuliefern, die auch Pädagog*innen ohne themenspezifische Erfahrungen die Auseinandersetzung mit den Projekthemen zu ermöglichen. Einerseits beinhalten die einzelnen Methoden Informationen und Verweise, andererseits bieten das Glossar und die Dossiers Einordnungen und thematische Vertiefungen. Die Dossiers geben einen gebündelten Überblick zu den Mechanismen der Online-Radikalisierung sowie zu Verschwörungsmythen, (Online-) Radikalisierung und die Coronavirus-Pandemie und werden zukünftig um weitere Themen ergänzt. Auch weitere Methoden werden zuerst in der Praxis erprobt und veröffentlicht. Die dynamische Erweiterung der Veröffentlichung soll nicht nur projektintern ablaufen, sondern im Sinne eines offenen und kollaborativen Prozesses vom Feedback und Anregungen anderer Pädagog*innen profitieren.
Das Herzstück der Veröffentlichung sind Methoden und Lerneinheiten, die sich in ihrer Länge und Komplexität unterscheiden: Methoden können modular eingesetzt und angepasst werden. Sie sind Bestandteil von größeren Lerneinheiten und dienen als Einstieg, zur Vertiefung oder Zusammenführung eines Themas. Lerneinheiten beinhalten meist alle drei Phasen und behandeln ein Thema ausführlicher. Ob eine Lerneinheit als Workshop, Unterrichtseinheit oder in Projektarbeit gestaltet wird, liegt in der Hand der Durchführenden und sollte vom pädagogischen Rahmen abhängen.
Im Rahmen der OER-Veröffentlichung bietet das Projekt AntiAnti zusätzlich zu den Workshops für Jugendliche in Berlin kostenlose Fortbildungen zu den Materialien an. Alle weiteren Informationen zu Workshop- und Fortbildungsangeboten sowie unsere Kontaktdaten finden sich auf unserer Webseite: https://wirsindantianti.org/
Link zur Materialien-Veröffentlichung:
„AntiAnti – Prävention von Online-Radikalisierung“ ist ein Projekt des Vereins mediale pfade.org – Verein für Medienbildung e.V. und wird von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördert.